Kindergärten: Stadt weitet Programm "Fit for Kinds - Zehn Schritte" aus / Rotary Club Mannheim-Brücke finanziert Übersetzung und muttersprachliche Referenten
21.10.10
"Iyi bir egitime on adim." In Stadtbahnen, auf großen beleuchteten Plakattafeln, in öffentlichen Einrichtungen - überall wird dieser türkische Satz jetzt mehrere Wochen lang zu lesen sein. Übersetzt bedeutet er "Zehn Schritte zu einer guten Erziehung", denn die Stadt weitet das seit sechs Jahren bestehende Programm nun auf türkische Eltern aus und bietet ihnen in ihrer Muttersprache Hilfe beim Umgang mit ihren Kindern an. Dieses besondere Pilotprojekt macht der Rotary Club Mannheim-Brücke mit einer Spende möglich.
"Kinder müssen so früh wie möglich und so gut wie möglich gefördert werden", erklärte Bürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer, "und da hilft es, wenn wir die Eltern einbeziehen können". Mit deutschen Vätern und Müttern funktioniere das Programm "Fit for Kids - 10 Schritte zu einer guten Erziehung" bereits "ausgezeichnet", so die Bürgermeisterin. Das helfe, das Mannheimer Ziel zu erreichen, wonach jedes Kind einen Schulabschluss erreiche. Zugang zu Türken habe man aber indes meist nur über muttersprachliche Fachkräfte beziehungsweise in deren Muttersprache.
Spenden von 30 000 Euro
Die Spende des Rotary Clubs Mannheim-Brücke ermögliche, die "10 Schritte" in die türkische Sprache zu übersetzen, die Tipps in einer entsprechenden Kampagne türkischen Eltern zugänglich zu machen und sie zur Teilnahme zu ermuntern. In sechs ausgewählten Kindergärten mit hohem Anteil an türkischen Kindern werden dazu Elternabende und andere Veranstaltungen durchgeführt. Das sei "ein ganz wichtiger Schritt zur Integration", meinte Warminski-Leitheußer und dankte den Rotariern: "Ich bin froh, dass Sie da mit der Stadt an einem Strang ziehen und mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement dieses besondere Projekt ermöglichen."
Der derzeit von Gerhard Vogel geführte Rotary Club Mannheim-Brücke ist einer von fünf Rotary Clubs in Mannheim und bringt jährlich im Schnitt ohnehin 30 000 Euro für soziale Aufgaben im In- und Ausland auf. Für dieses, noch vom Präsidenten des Clubjahres 2009/10, Prof. Dr. Dietmar von Hoyningen-Huene, sowie dem Clubmitglied und evangelischen Stadtdekan Günter Eitenmüller auf den Weg gebrachte Projekt zahlt der Club noch einmal 10 000 Euro - aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens im Juni 2010.
"Wir wollten zu diesem Jubiläum in Mannheim ein besonderes Zeichen setzen und etwas fördern, was in unserer Heimatstadt nachhaltig wirkt", erklärte Ralf Waldkirch, als Gemeindienstbeauftragter zuständig für die sozialen Aufgaben des Clubs. Da man bisher Jugendprojekte ebenso unterstützt habe wie Angebote für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, sei die Wahl auf dieses Thema gefallen, "denn die Integration der Türken stellt für Mannheim eine besondere Herausforderung dar - da kann man viel erreichen, wenn man bei den Jüngsten anfängt", sagte Waldkirch.
Das bestätigte Dr. Andreas Hundsalz, der Leiter der psychologischen Beratungsstelle der Stadt, der das Programm "Zehn Schritte" entwickelt hat und nun mit den Kindertagesstätten sowie den Erziehungsberatungsstellen von Caritas und Diakonie umsetzt - überwiegend mit muttersprachlichen Beratern.
Grenzen setzen
"Wir müssen dafür sorgen, dass Elternbildung und Beratung auch bei unserer größten Migrantengruppe in Mannheim, den Türken, ankommen", so Hundsalz. Dabei gehe es keineswegs um einen "erhobenen Zeigefinger". Vielmehr erhielten, wie Hundsalz demonstrierte, die Väter und Mütter auch mit Humor lebensnahe, praktische Tipps, wie sie ihren Kindern Zuneigung zeigen, sie sinnvoll fördern, aber ihnen auch nötige Grenzen setzen könnten.
Mannheimer Morgen
21. Oktober 2010
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