Mit Barbara Waldkirch ist erstmals jemand von den Wirtschaftsjunioren direkt in die IHK-Vollversammlung und ins IHK-Präsidium gekommen
01.01.04
Junge Unternehmer "hart an der Grenze"
Wirtschaftsjunioren in der IHK feiern 50-jähriges Bestehen / Engagiert in Schule und Politik
Wenn es sie nicht gäbe, man müsste sie erfinden - meint Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse in einem schriftlichen Grußwort. Mannheims OB Gerhard Widder dankt ihnen für ihr Engagement, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck nennt sie "unkonventionell und kreativ", und sein Stuttgarter Amtskollege Erwin Teufel bescheinigt ihnen, dass sie "mit Stolz auf ihre Arbeit zurückblicken" können: die Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen. Am Wochenende feiert diese außergewöhnliche Vereinigung ihr 50-jähriges Bestehen.
Zwar gibt es in ganz Deutschland solche Juniorenkreise junger Unternehmer und Führungskräfte (bis 40 Jahre) innerhalb der Industrie- und Handelskammer (IHK). Doch hier, in der Kurpfalz, ist der Einzige, der zwei Städte abdeckt, sich gar auf zwei Bundesländer erstreckt. Zum Jubiläum erlebt die Region jetzt eine besondere Premiere: die erste gemeinsame Landeskonferenz Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz mit rund 350 Teilnehmern. Das Motto der Tagung im Best Western Delta Park Hotel: "Hart an der Grenze".
Das ist bewusst doppeldeutig - und nicht allein geographisch gemeint. "Wir möchten zeigen, wie uns Grenzen verbinden und wie wir gemeinsam mehr erreichen können", so Konferenzdirektorin Daniela Bügler. Gerade die Wirtschaftsjunioren wollten beweisen, "wie man sich aktiv politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich über die eigenen Grenzen hinweg engagieren und damit positiven, basisdemokratischen Einfluss nehmen kann", so die junge Unternehmerin und Inhaberin des gleichnamigen Weinhauses auf der Vogelstang.
Seit fünf Jahrzehnten scheren sich die Wirtschaftsjunioren nicht um die Landesgrenze mitten im Rhein, sondern richten ihr Augenmerk auf den gesamten Wirtschaftsraum - also noch lange bevor man vom Rhein-Neckar-Dreieck sprach. Über den Tellerrand schauen - das sehen die Junioren stets als ihr Hauptziel an: Sie wollen sich fortbilden über ihr unternehmerisches Tagesgeschäft, über ihr Aufgabengebiet in der Firma hinaus; wollen Verantwortung innerhalb der Kammer, aber auch in Gesellschaft und Politik übernehmen sowie internationale Kontakte pflegen. Mancher, der bei den Wirtschaftsjunioren anfing, machte später Karriere, etwa Heinz Bloch, einer der ersten Mitglieder des geschäftsführenden Ausschusses, später Vorstand der Mannheimer Versicherung, Leonhard Hanbuch, der heutige "Grün-Weiss"-Vorsitzende, der langjährige IHK-Vizepräsident Normann Stassen oder der heutige Volksbank-Vorstand Peter Koch. Und bei den jüngsten Kammerwahlen schaffte es mit Barbara Waldkirch erstmals jemand von den Wirtschaftsjunioren (Senatorin der JCI) direkt in die IHK-Vollversammlung und dann auch noch ins IHK-Präsidium zu kommen.
"Hart an der Grenze" bewegt sich der Kreis auch mit den Themen: Mutiger, oftmals provokativer als jene, die schon etablierter sind, gehen die Wirtschaftsjunioren manche Projekte an, forderten früh "weniger Staat - mehr privat", machten für Privatisierung, gegen Bürokratie und gegen die 35-Stunden-Woche mobil, fühlten Kandidaten vor Wahlen oftmals äußerst kritisch auf den Zahn, traten mit aufschlussreichen Ergebnissen von Bevölkerungsumfragen an die Öffentlichkeit.
Über Grenzen hinaus reichen nicht nur viele Kontakte, etwa nach England oder in die Partnerstadt Toulon. Als Entwicklungshilfe finanzierten die Junioren 1983/85 Wasserpumpen für unterentwickelte Länder. Besonders am Herzen liegen den jungen Unternehmern zudem enge Kontakte zu Schulen. Mit Medienkoffern, Veranstaltungen für Lehrer und Planspielen halfen sie, dass im Unterricht ideologiefrei wirtschaftliche Zusammenhänge vermittelt werden konnten - und monierten schon lange vor Pisa Lücken in Lehrplänen. Und mit dem neuen Projekt "Jugend-Unternehmer" halfen sie bereits manchem jungen Existenzgründer auf die Sprünge - und heimsen dafür selbst je einen einen Landes- und Bundespreis ein.
Mannheimer Morgen
28. Juni 2002
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