Unterstützt von IHK-Vizepräsidentin Barbara Waldkirch
01.01.07
Lernen in Teilzeit: Chance für junge Mütter
Mannheimer Arbeitsgruppe hilft Frauen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz
Mannheim. Junge, alleinerziehende Frauen haben es besonders schwer: Um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, müssen sie täglich Organisationstalent beweisen und werden dafür allzu oft als "Rabenmütter" beschimpft. Bei der Kinderbetreuung sind sie meist auf familiäre Unterstützung angewiesen, denn Tagesmütter sind teuer und Kindergärten haben feste Zeiten. Hier besteht Nachholbedarf, so die Erkenntnis der Arbeitsgruppe "Betriebliche Ausbildung in Teilzeit".
Probleme haben junge Mütter schon bei der Ausbildung: "Ich habe mehr als 30 Bewerbungen abgeschickt, ohne Erfolg", berichtet Sandra Schröder (26). Mit 18 Jahren wurde sie schwanger und war seither von staatlicher Unterstützung abhängig. Erst durch die Teilzeit-Ausbildung zur Bürokauffrau schaffte sie den ersten Schritt auf den Arbeitsmarkt.
Mit der am 1. April 2005 in Kraft getretenen Novellierung des Berufsbildungsgesetzes erhielt die Teilzeit-Ausbildung eine gesetzliche Grundlage. Seit vergangenem Jahr arbeiten verschiedene Mannheimer Institutionen wie die IHK, Handwerkskammer, Agentur für Arbeit und der Verein "Förderband" in einem Netzwerk zusammen, versuchen Kontakte zu knüpfen, junge Frauen zu qualifizieren und auch arbeitsrechtliche Hemmnisse aus dem Weg zu räumen. Zehn Frauen wurden so bereits in Teilzeit-Ausbildung vermittelt. Der Erfolg muss sich erst noch herumsprechen - unter Chefs und auch bei den Frauen. Denn bisher haben sich nur 34 junge Mütter gemeldet; die "Dunkelziffer an Interessentinnen" dürfte aber weit höher sein, schätzt die Projektleiterin Sandra Müller.
Die vermittelten jungen Frauen sind froh, endlich auf eigenen Beinen zu stehen: "Ich wüsste nicht, was ich sonst gemacht hätte", verrät eine junge Mutter. "Endlich bin ich wieder unter Menschen. Das macht mich glücklich und das merkt auch meine Tochter", meint eine andere. Im Schnitt sind die jungen Mütter zwischen 17 und 25 Jahre alt und hochmotiviert. Im ersten Jahr arbeiten sie 20 bis 30 Stunden wöchentlich - flexibel, je nach Bedarf und Absprache im Betrieb. Die Vergütung richtet sich nach der Arbeitszeit. Die Berufsschule wird erst im zweiten Ausbildungsjahr besucht: "So kann sich die Auszubildende einarbeiten, einleben, den Betrieb und die Mitarbeiter kennenlernen", erklärt Alois Baumann, Chef einer mittelständischen Fachfirma für Dachausbau.
Wichtig ist eine gute Vorauswahl, Begleitung und wenn nötig auch Weiterqualifizierung der Bewerberinnen. Auch gibt es die Möglichkeit eines Eingliederungszuschusses. "Das soll aber nicht der ausschlaggebende Grund für eine Einstellung sein", betont IHK-Vizepräsidentin Barbara Waldkirch. Die Chefs sollten auch so überzeugt sein, dass sich die Ausbildung einer jungen Mutter lohnt.
Mannheimer Morgen
20. Januar 2007
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