Rugas Abenteuer am Blauen Wasser

Leseprobe

Abschied und Beginn – ein Sohn verliert die Mutter 

„Gibt es keine anderen Bücher“, klagte der junge Drache, „immer nur ‚Von Menschen und Drachen‘ lesen! Das ist langweilig!“ „Nur Viridis Volgator kennt den Eingang zur Steinernen Bibliothek der Feuerdrachen“, die Mutter wandte ihrem Sohn den langen, geschmeidigen Hals zu, „aber uns wird er ihn sicher nicht verraten!“ Der junge Drache schnaufte verächtlich. Wie sollte der mächtige Oberdrache mit seinen rot-warzigen Pranken in einem Buch blättern? Sicher nur in einem Bilderbuch! „Kann er überhaupt lesen?“, kicherte der junge Drache. „Unterschätze ihn niemals“, sagte die Mutter streng, „Viridis ist schlau. Sicher kann er lesen!“ „Nein, er hat alle Bücher verbrannt“, rief der Sohn grimmig, „verbrannt mit seinem Feueratem!“ Doch die Mutter widersprach erneut. „Lass dich nicht täuschen, kleiner Ruga. Viridis tut nichts ohne Plan. Verbrannte Bücher sind auf ewig verloren und er weiß, wie viel Macht und Wissen darin verborgen ist! Jetzt lies weiter in deinem Buch, mein Runzelchen. Es ist das letzte Andenken an meine Heimat! Dein Vater soll stolz auf dich sein, wenn er zurückkommt!“Von seinem Vater wusste Ruga nur, was ihm die Mutter schon so oft erzählt hatte: Dass er ein mächtiger Feuerdrache war, dass er vor langer Zeit, noch vor Rugas Geburt, nach einem Kampf mit Viridis die Roten Felsen verlassen musste. Doch er war noch einmal zurückgekehrt: Mit einer Wasserdrachen-Frau als Gefährtin und mit ihm, Ruga, seinem Sohn, der weder Mutter noch Vater ähnelte. Unglücklich betrachtete Ruga seine grau-schrumpeligen Flügel, die weder den mächtigen, ledrigen Schwingen der Feuerdrachen ähnelten noch den zarten, blau-schimmernden Flügeln seiner Mutter. Kein Wunder, dass sie ihn liebevoll Ruga – ‚Runzelchen‘ – nannte. Die Feuerdrachen riefen ihm schadenfroh ‚Runzelwurm‘ hinterher. „Wir drei waren hier nicht willkommen“, erzählte die Mutter in den Nächten, wenn sie nicht schlafen konnten, weil vor ihrer Höhle die Feuerdrachen aus Langeweile miteinander kämpften. „Viridis hasst deinen Vater. Ja, er hat ihm verboten, die Roten Felsen noch einmal zu betreten. Deshalb ließ er uns hier zurück und flog alleine weiter, um diesen Ort zu finden, an dem wir drei in Frieden leben können. Das Blaue Wasser!“ „Warum fliegen wir ihm nicht hinterher?“, fragte Ruga. „Niemand weiß genau, wo das Blaue Wasser liegt. Es heißt, vom Land der Feuerdrachen sind es 1000 Flügelschläge Nord-Ost! Aber deine Flügel sind zu schwach und ich wage es nicht, dich hier alleine zu lassen. Zwar hat Viridis eine Schuld gegenüber deinem Vater, aber ich traue ihm nicht, mein Runzelchen! Du bist für ihn der Sohn seines Feindes!“„Aber ich sehe nicht aus wie ein Feuerdrache“, klagte Ruga, „oder wächst mir noch ein dicker Schuppenpanzer? Warum habe ich keine blauen Flügel, so wie du?“ „Wir müssen geduldig sein, mein Sohn. Sobald dein Vater zurückkehrt und uns zum Blauen Wasser bringt, wirst du wissen, was deine Bestimmung ist! Jetzt bring uns Wasser aus der Quelle hinter unserer Höhle. Es gibt mir Kraft, die Hoffnung nicht aufzugeben!“
Doch Rugas Vater kehrte nicht zurück und es kam der Tag, an dem das Wasser aus der Quelle schmutzig-braun war und übel roch. Ruga entdeckte erstaunt, dass er ohne Wasser leben konnte, doch seine Mutter konnte es nicht. Hitze, Sonne und der Staub der Roten Felsen verklebten ihre schimmernden blauen Schuppen. Ihre zarte Haut trocknete immer mehr aus, ihre Augen verloren den Glanz ... sie litt Durst, bis sie es nicht mehr aushielt. Dann trank sie von dem Wasser aus der Quelle und wurde krank. „Ich brauche frisches Wasser, mein Runzelchen“, murmelte sie, schon im Fieber, „dann fliegen wir. Weg von hier! 1000 Flügelschläge ... wir fliegen zum Blauen Wasser!“ Mit letzter Kraft verlangte sie den Oberdrachen zu sehen. Ruga versteckte sich hinter der Mutter, als Viridis Volgator heranstampfte. Er hörte, wie seine Mutter ihn aufforderte, die alte Schuld zu begleichen. Ruga verstand nicht, was sie damit meinte, doch Viridis befahl seinen Dienern ‚Sucht nach Trinkwasser für die Drachenfrau‘. Erst viele Tage später kamen Viridis’ Diener mit einer winzigen Flasche zurück, die sie vor der Höhle abstellten. „Komm heraus, Runzelwurm“, höhnten sie, „sei ein guter Sohn! Bring deiner Mutter das Wasser!“Doch es war zu spät: Tief in der Höhle schmiegte Ruga sich an seine tote Mutter, reglos und stumm vor Angst und Schmerz. 
 


Das Gesetz der Feuerdrachen – ein Runzelwurm flieht und fliegt 

Ist alles nur ein böser Traum? Wo ist die Mutter?Wo sie gelegen hat, schwebt jetzt ein silberner Nebel, der sich sanft über ihn legt wie ein schützender Mantel; bereit, ihn vor den feurigen Schrecken zu schützen, die vor der Höhle auf ihn lauern. Bevor er zurück in erschöpften Schlaf sinkt, hört er noch einmal ihre Stimme. ‚Ich kann dich nicht mehr schützen, mein Runzelchen. Flieg davon und suche das Blaue Wasser!‘  Ruga blieb keine Zeit für Trauer. Schon früh am Morgen lauerten Viridis’ Diener Minimus und Maximus wieder vor der Höhle. 


Für alle, die immer alles genau wissen wollen: Minimus und Maximus waren Drachenzwillinge. Bei dem Gerangel im Ei hatte Minimus mehr Gehirn abbekommen, Maximus die schärferen Krallen. 
„Komm heraus, Drachenfrau! Wie hat dir das Wasser geschmeckt? Der Ehrwürdige Viridis will dich sehen“, rief Minimus. Sein Bruder Maximus war sicher auch nicht weit. Ruga, der neben dem Eingang kauerte, warf einen letzten Blick in die leere Höhle, dann kroch er nach draußen. „Meine Mutter ist tot“, flüsterte er, noch betäubt von der Trauer. „Du lügst“, Maximus schlängelte sich in die Höhle, kam aber rasch wieder zurück, „wo hat sie sich versteckt?“„Sie lag ganz still und plötzlich war da ein silberner Nebel“, stammelte Ruga, der es selbst nicht glauben konnte, „dann war sie nicht mehr da!“ „Wie traurig, Runzelwurm“, sagte Minimus, doch Ruga sah kein Mitgefühl in den roten Augen. „Sicher wirst du erleichtert sein, wenn wir dich zu Viridis bringen, damit er sich um dich kümmert!“ Ruga wusste, dass es sinnlos war, sich zu wehren. Stumm, mit gesenktem Kopf, folgte er den beiden. 

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