Der Ring des Todes

Leseprobe

Weint nicht mehr meine Töchter. Heute Nacht habe ich es auf den Weg gebracht.

Der Drache ist tot.

Der Mann wusch sich aufwändig Hände und Gesicht. Als er sich im Spiegel betrachtete, tropfte das Wasser von seinem Kinn. Die Natur hatte es gut mit ihm gemeint. Das blonde, wellige  Haar hatte er mit den nassen Händen in den Nacken gestrichen. Die blaugrauen Augen verliehen seinem Gesicht eine kühle Note, ausgeprägte Wangen- und Kieferknochen unterstrichen seine männlichen  Züge. Die Frauen flogen darauf. Als er sich zur Gänze aufrichtete, konnte er seinen athletischen Oberkörper im Spiegel betrachten. Scheiß auf Brad Pitt, dachte er zufrieden und hob verächtlich seine Oberlippe.

Nun zog es ihn zur Stereoanlage. Die Musik spielte zu leise, sie sollte ihn laut und eindringlich durchfließen. Die Boxen dröhnten, als der Mann begann die Eisen zu stemmen. Bizeps, Trizeps, Latissimus, Schultern, Brust und Bauch. Jeden Abend stählte er seinen Körper. Wer brauchte dazu ein Fitnessstudio? Disziplin- mehr war dazu  nicht von Nöten. Der Mann trieb sich selbst unerbittlich durch sein Trainingsprogramm. Disziplin, Disziplin, Disziplin! Mit jedem kräftigen Zug an den Hanteln presste er dieses Wort unter Stöhnen heraus. Im großen Spiegel betrachtete er dabei zufrieden, wie der Schweiß zunehmend seine glatte Haut hinunterlief. Disziplin! Sie hat dich hierher gebracht und sie wird dich an dein Ziel führen.

Letztendlich war alles nur eine Frage der Übung. Talent gehörte gewiss auch dazu, bedeutete aber nichts ohne harte Arbeit. Der Mann  hatte viele Jahre trainiert, ehe er sich an sein Werk gemacht hatte. Er hatte seine Methodik verfeinert, bevor er es gewagt hatte sich an des Meisters Stück zu versuchen.

Bei dem Gedanken daran, dass ein Zufall ihm vor mehr als zehn Jahren seine Bestimmung verraten hatte, musste er laut auflachen. Ausgerechnet ein Junkie hatte ihm damals den Weg gewiesen. Der Mann  hatte lange schon geahnt, dass er zu Höherem berufen war. Welche außergewöhnliche Aufgabe auf ihn wartete, konnte er damals allerdings noch nicht wissen.

Erst in jener Nacht, als dieser Dreckskerl ihn auf offener Straße überfallen hatte, wurde ihm alles klar.

Der Gedanke an den fauligen Atem und die verdreckte Hand, in der ein Messer mit alter, zackiger Klinge steckte, ließ den Mann erschaudern. Es überkam ihn derselbe Ekel  wie damals, als er mit dem Rücken an eine Häuserwand gepresst da stand. Zunächst wie gelähmt und unfähig etwas zu tun. Dann kam die Wut. Diese unbändige Wut darüber, dass solch ein unsauberes Stück Scheiße es wagte ihn zu bedrohen. Hier war der Impuls, der den Mann schließlich blitzschnell reagieren ließ.

Mit einem einzigen Tritt in die Körpermitte streckte er seinen Gegner nieder. Im nächsten Moment war er über ihm, und brach dem winselnden Junkie mit einem einzigen Griff das Genick, als hätte er nie etwas anderes getan.

Für die unkontrollierten Tritte, die er seinem Opfer danach noch versetzt hatte, schämte der Mann sich heute zutiefst. Er war außer Kontrolle geraten. Das durfte ihm niemals wieder passieren!

Deshalb trainierte der Mann seither. Töten, ohne Zorn und Emotion, einzig mit kühler Disziplin, wurde das Ziel. Wie viele Menschen hatte er während dieser Phase seiner Entwicklung spurlos verschwinden lassen? Er wusste es nicht. Es war auch ohne Belang. Dieser menschliche Abschaum war nur zum Training gut gewesen und konnte dankbar sein, einer so großen Sache dienen zu dürfen.

Heute Nacht endlich hatte er den Grundstein für die Vollendung seiner Verwandlung gelegt.  Er konnte sich blind auf seine Fähigkeiten und seine Disziplin verlassen.

Schwer atmend legte der Mann die Langhantel zur Seite.

Auf diesen Tag hatte er die vergangenen zehn Jahre seines Lebens hingearbeitet. Es hat sich gelohnt. Und er stand erst am Anfang.....

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