MaiMarktMord

Leseprobe

„... absolute Geheimhaltung!“ Der Kriminalrat hatte seine Stimme erhoben, was selten vorkam. Hofen sah die versammelten Ermittler und Mitarbeiter ernst an. Der Besprechungsraum im dritten Obergeschoss des Mannheimer Polizeipräsidiums war brechend voll. Der Fund der zweiten Leiche schlug gewaltige Wellen. Jede Frau und jeder Mann in dem ehemaligen großherzoglichen Bezirksamt, dem der Krieg die schmucken Türme und Giebelbauten genommen hatte, war sich darüber im Klaren, was es bedeutete, wenn die Öffentlichkeit von einer weiteren derart präsentierten Leiche erfahren würde. Glücklicherweise zählte das Deutsche Fertighaus-Center zu den eher spärlich frequentierten Einrichtungen an der Peripherie des Mannheimer Maimarkts. Erfreulicherweise hatte Stefan Schössow besonnen reagiert und sofort die Polizei verständigt. Nemeths Leuten war es gelungen, die unmittelbare Umgebung des Fundortes in Rekordzeit abzudichten wie ein havariertes Gefahrgutfass. Dieser Begriff traf es ziemlich gut. Gefahrgutfass. Ein Fass, dessen Überlaufen tunlichst zu verhindern war.

Kriminalrat Hofen hatte seinen Mitarbeitern eine detaillierte Zusammenfassung der Leichenfunde (von Mordopfern sprach man nach den jüngsten Erkenntnissen der Rechtsmedizinerin Schopenhauer natürlich nicht mehr) sowie des derzeitigen Ermittlungsstandes gegeben.Der wie immer elegant gekleidete Kriminalrat leckte sich die trocken gewordenen Lippen und ließ seinen Blick aufmerksam über die versammelten Männer und Frauen schweifen. Sie waren gut. Seine Leute. Er war stolz, dass es in Mannheim keine internen Querelen, Seilschaften oder geheimen Klüngel gab. Er hatte seine eigenen Wertvorstellungen aus seiner Stuttgarter Großbürgerfamilie mitgebracht und hier in den vergangenen zehn Jahren installiert. Vertrauen – Kompetenz – Respekt, das war sein Mantra. Vertrauen und Respekt brachte er jedem hier entgegen, forderte sie aber auch für sich selbst und für die Arbeit ein, die hier geleistet wurde. Vielleicht konnten sie ja wirklich die zweite Leiche unter Verschluss halten...

 

Lampertheim, Alter Hafen, 22.30 Uhr

Versonnen ließ Tarzan den Merlot in seinem kürbisgroßen Weinglas kreisen.

„Wer tut so was? Wer besorgt sich von Gott weiß wo eine schockgefrostete Leiche, um alte Morde wieder aufzufrischen? Was soll das?“ Er nahm einen Schluck und schmatzte laut, was ihm von Solo einen ärgerlichen Blick einbrachte. Sie hatte ihren Tee noch nicht angerührt, hockte mit angezogenen Beinen auf dem hochbetagten, plüschigen Diwan und sog an ihrer Zigarette.

„Ich dachte, mich haut es aus den gottverdammten High-Heels. Es war sofort alles wieder da. Der Geruch, die Geräusche, die Atmosphäre, das ...“

„Hör auf!“ Angewidert stellte Tarzan sein Weinglas auf den Tisch. „Mir wird schlecht, wenn ich daran denke. Du weißt ja, ich konnte jahrelang nicht mehr grillen. Mittlerweile geht es wieder, aber ich muss es bewusst verdrängen. Jetzt geht das wieder los. Zum Kotzen!“ Er leerte das Weinglas auf einen Zug, stand auf und ging zur Schrankwand. Dort öffnete er eine der Glastüren, holte einen seiner selten genossenen, alten Single Malts hervor und goss sich eine anständige Portion in eines der tulpenförmigen Nosing-Gläser. Ohne das sonst streng eingehaltene Ritual aus Schauen, Schnüffeln und leichtes Kippen zu beachten, schüttete er sich die bernsteinfarbene Flüssigkeit in den Rachen.

„So! Denkst du, dass wir es hier mit dem Beginn einer Serie zu tun haben?“

Solo wiegte den Kopf. „Das Beschaffen und Platzieren der Leichen ist ein erheblicher Aufwand. Ich befürchte, dass der oder die Täter, ich tippe auf mehrere, das nicht wegen zweier Leichen tun. Da steckt mehr dahinter. Elke glaubt das auch. Die Polizei versucht, die Sache herunterzuspielen, aber Elke sagt, im Präsidium ist der Teufel los. Die haben eine Hundertschaft Bereitschaftspolizei in Marsch gesetzt. Die mischen sich in Zivil unter die Besucher, behalten die Parkplätze im Auge und tarnen sich als Aussteller und Servicekräfte.“

„Hundert Leute?“ Tarzan lachte geringschätzig. „Um den Maimarkt zu überwachen, braucht es ein ganzes Regiment. Ich habe mich mit diesem jungen Schnösel darüber unterhalten, diesem Kerl mit dem Joghurt-Namen, Appelgarten oder so. Der hat auf seinem Tablet einige Berechnungen angestellt und ist auf die Zahl von 1200 verdeckten Ermittlern gekommen, um eine Chance zu haben. 1200! Mindestens. Er hat behauptet, er könne, wenn er wolle, in jeder Halle eine Leiche deponieren, ohne dass es einer mitkriegt. Der ist vielleicht drauf, sage ich dir.“

„Hast du das der Elke schon gesagt? Vielleicht ist das der Täter. Man hat doch schon erlebt, dass solche Typen alles Mögliche anstellen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Vielleicht sollten Bluhmepeters Leute den mal unter die Lupe nehmen.“ ...

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