Gerd Schwetasch

Geboren wurde Gerd Schwetasch am 19. März 1939 in Frankfurt. Seit 1965 ist er mit seiner Frau Linde verheiratet, die bis heute die große Stütze des Fotostudios in der Seckenheimer Hauptstraße ist.

Übernommen hat Schwetasch die Kamera von seinem Vater Robert, der ihn ab 1960 ausbildete. Zwei Jahre später legte er die Gesellenprüfung, 1965 die Meisterprüfung ab. Als stellvertretender Obermeister der Innung gab er seine Erfahrungen an den Nachwuchs weiter.

Seine Laufbahn als Pressefotograf des „Mannheimer Morgen“ begann 1962. Zunächst ging Schwetasch im gesamten Ried zwischen Biblis, Lampertheim und Lorsch sowie im Rhein-Neckar-Kreis auf die Pirsch. Bereits vor der Einführung des „Südhessen Morgen“ 1990 reduzierte er sein hessisches Einsatzgebiet auf die Stadt Viernheim.

2004 übergab der Seniorchef die Verantwortung an seinen Sohn Marcus, den er insbesondere an Wochenenden weiterhin unterstützt. Geburtstage, Ehrungen, Baumaßnahmen, Unfälle und vieles mehr dokumentiert Gerd Schwetasch seit nunmehr fast fünf Jahrzehnten für seine Regionalzeitung.



Gerd Schwetasch hat seit Jahrzehnten die Presselandschaft in der Kurpfalz, im Besonderen in der Region rund um Mannheim, im Kreis Bergstraße wie im Rhein-Neckar-Kreis geprägt. Prägen im ursprünglichen Sinn, also „als den Stempel aufdrücken“, eine unverwechselbare Spur hinterlassen, eine, die man wiedererkennt. Dass Gerd Schwetasch demnächst einen runden Geburtstag feiert und sich dabei nach wie vor als äußerst aufmerksamer, vitaler und sensibler Beobachter beweist, das soll an dieser Stelle nicht fehlen. Er zeigt uns heute Viernheimer Bilder, dabei findet man sein Schaffen auch auf zahlreichen Titelseiten großer bundesweiter Blätter mit sechsstelligen Auflagen. Bildjournalist ist er, Meister seines Fotografen-Handwerks, dazu Vorbild im wahrsten Wortsinn für seine Berufskollegen bis hin als früherer stellv. Obermeister der Innung und Prüfer bei Meister-Examen.

Als Jungredakteur hat mich Gerd Schwetasch 1979 an die Wortbedeutung von Fotografie erinnert, also an „mit Licht schreiben“. Daran habe ich wieder gedacht, als ich diese Ausstellung betrachtet habe.

Die schreibenden Journalisten – auch die beim Radio – benutzen Worte und meinen oft, der Fotograf hat es leicht, der macht sein Bild und fertig. Das ist falsch, jedenfalls, wenn man seine Aufgabe so ernst nimmt wie unser Künstler.

Im Gegenteil: Wer 50, 60 oder bei großen Artikeln noch mehr Zeilen hat, der kann beschreiben, erklären, zitieren, dann hat er auch noch die Überschrift.

Der Fotograf hat nur eine einzige Chance, eben dieses eine Bild. Und dann sind wir wieder bei den Tausend Worten. Wenn es ein gutes Bild ist, reichen genau diese Tausend Worte als Äquivalent nicht aus.

Fotografie also nicht als mit Licht festhalten, sondern als mit Licht schreiben, den ganzen Sachverhalt so treffen, dass ihn der Betrachter ohne lange Erklärung versteht. Diese Kunst, das steht außer Zweifel, diese Kunst beherrscht Gerd Schwetasch.

Wenn wir versuchen, uns seinen Exponaten zu nähern, dann muss ich sie in den Zusammenhang ihrer Zeit stellen und in den Zusammenhang der damaligen Zeitungs-Situation. In den 60er Jahren erschienen in Viernheim 3 Tageszeitungen, das Viernheimer Tageblatt, die Viernheimer Neue Volkszeitung und der Mannheimer Morgen mit seiner Ausgabe Ried. Darin enthalten war auch ein Stück Viernheim. Nicht zu vergleichen mit der heute tagesaktuellen Ausgabe des Südhessen Morgen, es war eine sogenannte Gebietsausgabe, die von Viernheim bis Groß-Rohrheim alles umfasste. Ein großes Gebiet für wenig Zeitungsseiten. Viele Tausend Kilometer hat Gerd Schwetasch dort zurückgelegt, von Bild zu Bild sozusagen.

Wenn da ein Bild erscheinen sollte, musste es sich um einen herausragenden Anlaß handeln. Oder es musste ein herausragendes Bild sein. Eines, das nicht durch einen flüchtigen Klick entstand, sondern, das beim Leser „Klick“ machen musste. Bei den Zeitungsleuten damals hieß das „Schmuckbild“. Wer sich umschaut wird rasch erkennen, mit diesen Aufnahmen konnte sich die Zeitung in der Tat schmücken.

Zur absoluten Professionalität von Gerd Schwetasch gehören sein eigenes Können und ein meisterliches Werkzeug. Apparate, die heute jedem Sammler glänzende Augen bereiten, Leica als Grundausstattung. Dennoch: Bilder macht dieser Apparat nicht, Bilder entstehen im Kopf des Fotografen, er schreibt seine Gedanken mit Licht nieder und das Gerät, sei es auch noch so edel, hilft nur bei der technischen Umsetzung.

Wer also mit einer Aufnahme das ausdrücken will, wofür Schreiber viele Worte benötigen, der muss den absoluten Blick für das Typische einer Situation, für den Charakter einer Sekunde haben. Wer etwa soziale Verhältnisse in den 60er Jahren abbilden will, muss diese in den gesellschaftlichen Kontext einordnen können. Dazu gehört eine große Allgemeinbildung und dazu gehört viel Sensibilität. Schwetasch stellt dar, er stellt nie bloß. Sogar ein Bild mit traurigem Inhalt, vielleicht eines von einem Feuerwehr-Einsatz, zeigt nicht nur Feuer, es nimmt den Betrachter mit ins Geschehen und zwar ohne Sensationsgier, das ist wahrlich nicht einfach.

Lassen Sie also die 60er und Anfänge der 70er Jahre auf sich wirken.

Buchtitel:

Viernheim durch meine Linse


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